Sonntag, 22. November 2015

Ein Dach für die Babyunit

Dieses mal habe ich sehr lange gebraucht um wirklich anzukommen, war ich doch sehr frustriert über einige Dinge hier. 

Die neue Baby Unit von außen - ein Dach muss dringen drauf
In die neue Babyunit regnet es immer noch rein, weil immer noch kein zweiter Stock drauf ist, wie es von unserem Leiter hier geplant war. Und das, obwohl ich von Anfang an klipp und klar betont habe, dass unsere Spendengelder nur für ein Stockwerk ausreichen werden.
Jetzt haben wir das große Problem, dass es bei jedem Regen durch die Decke sickert und auch an den Wänden runter läuft. So ist der neue große und schöne Raum zum Schlafen überhaupt nicht nutzbar und auch die schöne Dekoration hat dadurch schon sehr gelitten.
Auch der Anblick des "neuen" Schulbus hat mich ziemlich frustriert, den wir viel zu teuer bezahlt haben, nach all dem Ärger der damit zusammen hing.
Aber jammern darüber hilft wohl nicht und ich habe beschlossen nach vorn zu schauen und zu überlegen was zu tun ist um das Übel zu beseitigen. So habe ich unsere Leiterin, Mama Beatrice gebeten, Kostenvoranschläge einzuholen für ein Dach, mit abdichten ist es leider nicht getan, das ist schon versucht worden.
Beide Kostenvoranschläge belaufen sich auf ca. 6000 €
Was keine Kleinigkeit ist in Anbetracht, da wir auf Frieders Initiative hin ja auch Geld sammeln für die Lehrergehälter die im Monat bei etwa 650 € liegen. Das auf Dauer abzusichern erfordert Patenschaften die regelmäßig monatlich spenden (siehe Frieders Blog).
So scheint es mir doch sehr schwierig zusätzlich 6000 € für ein Dach zusammen zu bekommen, aber ich lasse mich nicht entmutigen, ganz sicher wird es gelingen die Summe aufzubringen! 
Ich habe, noch zu Hause, Kontakt aufgenommen zu einer Band und wenn es klappt wird es im neuen Jahr ein Benefizkonzert geben. Und auch Ursula ist nach ihrem Aufenthalt hier initiativ geworden. Ihr Fußballverein hatte Trikots gespendet, über die sich die Jungs hier über alle Maßen gefreut haben. Nachdem Ursulas Dankschreiben in den Vereinsnachrichten veröffentlicht wurde, gab es eine überwältigende Reaktion. Viele wollen etwas spenden und es sind auch Kontakte zu zwei Firmen entstanden und wir dürfen gespannt sein was dabei heraus kommt. Ich bin sehr froh über jede Initiative, es gibt mir die Energie weiterzumachen.

Unterricht
Seit ich wieder hier bin unterrichte ich Ernährung, backen und kochen in der neuen Hauswirtschaftsschule, was mir total viel Spaß macht, zumal meine "Studentinnen" mit Begeisterung dabei sind. Besonders begierig sind sie darauf deutsche Rezepte kennenzulernen und auszuprobieren. Unsere Apfelküchle bzw. Bananenküchle mit Kartoffesuppe waren der absolute Hit!!!
Auch Handarbeitsunterricht, mit dem Ursula während ihres Aufenthaltes hier begonnen hat, führe ich nun fort, obwohl das nicht unbedingt meine Stärke ist. Beim Erlernen dieser Fähigkeiten geht es vor allem darum, Dinge zu produzieren die man verkaufen kann. So verkaufen wir unsere Muffins und Kuchen in der Pause an die Schüler um wieder Geld zu haben für neue Materialien. Und es geht darum, die Mädels zu befähigen sich später einmal selbst ernähren zu können durch ihre Arbeit.
Geplant ist ein "Tag der offenen Tür" am 15. Dezember, wo wir ganz viel Kuchen und Handarbeiten verkaufen wollen. Wie ich gerade erfahren habe, soll es unbedingt "Bananenküchle" mit Zimtzucker geben!!!
Nachdem ich einen Tip bekommen habe, den Kühen "Morenga" ( siehe Wikipedia) zu füttern, haben wir jetzt jeden Tag ganz viel Milch, einen Teil davon kann ich jetzt wieder zu Joghurt verarbeiten. Bananenjoghurt, oder auch mit Zucker und Vanille lieben die Kinder alle sehr. Solange ich hier bin, verarbeite ich  die Milch auch wieder selbst. Meine Vorstellung von Hygiene habe ich bis jetzt noch nicht wirklich vermitteln können, was ich aber immer noch hoffe irgendwann alle davon über zeugen zu können.
Besuch im Kloster
Vor zwei Wochen hatte ich die Möglichkeit ein Kloster zu besuchen, was von Nonnen geführt wird. Nach mehr als vier Stunden Fahrt erreichten wir das Kloster in Babete, einem kleinen Dorf bei Baffousam. Ich war sehr beeindruckt von der Sauberkeit und Gepflegtheit, so etwas war mir bisher in Kamerun noch nicht begegnet, auch die Ruhe die der ganze Komplex ausgestrahlt hat, war beeindruckend für mich.
Aber, dann kam der Schock. Das dazugehörige Waisenhaus, der Anblick der Kinder dort und die Schlafräumme haben mir die Tränen in die Augen getrieben. Ca. zwanzig kleine Kinder schlafen in fünf stinkenden Betten auf stinkenden, versifften Stücken von Schaumstoff. Der Gestank hat uns rückwärts wieder rausgetrieben.
Mirjam, die junge Frau aus Deutschland, die ich dorthin begleitet habe, war letztes Jahr dort als Volontärin und sie bat mich, mit ihr zu kommen und sie mit meiner Erfahrung zu unterstützen.  Von Freunden hat sie eine größere Spendenzusage und auch ihre Eltern unterstützen ihr Vorhaben, dort etwas an den grauenhaften Zuständen zu ändern. Ich bewundere ihre Initiative, nachdem was ich dort gesehen habe.
Die Nonnen wissen um die grauenvollen Zustände, scheinen aber nicht in der Lage zu sein Abhilfe zu schaffen. Sie kümmern sich nicht selbst um die Kinder, haben zwei Frauen angestellt, die aber keinerlei Liebe oder Mitgefühl für die Kinder haben. Solche Hungerbäuche und Kinderaugen wie dort, habe ich zuletzt auf Bildern aus Hunger- und Kriegsgebieten gesehen.
Die Nonnen unterhalten acht Milchkühe, außerdem 1500 Hühner, viele Stallhasen und und einen großen Gemüse-  und Kräutergarten. Von der Milch wird aber ausschließlich Joghurt für den Verkauf produziertt, zu den Kindern kommt ganz selten Milch und dann trinken es die Betreuerinnen den Kindern weg. 
Ich hatte Gelegenheit mit der Äbtissin zu sprechen, sie hatte um ein Gespräch gebeten. Ich mußte mich ziemlich beherschen um ihr nicht ,auf "meine bekannt diplomatische Art", die Meinung zu sagen.Sie hätte gerne eine erfahrene Volontärin, die dort Abhilfe von dem Elend schafft. Am liebsten wäre ich gleich dort geblieben und hätte "aufgeräumt". Ich habe ihr erstmal den dringenden Rat gegeben, das Personal auszutauschen und den Kindern täglich Milch und gute Nahrung mit Morenga zu geben

Miriams Eltern und deren Freunde waren letztes Jahr hier im Hotpec zu Besuch, bei welcher Gelegenheit ich sie kennen gelernt habe. Sie unterstützen auch uns mittlerweile mit großzügen Spenden. Sie verzichteten auf Geschenke bei 
Ihren runden Geburtstagen, wovon wir sehr dankbar profitieren.

Positives
Ein schon lange in meinem schwirrendes Projekt war,  neue Matratzen für die Kinder zu finanzieren, was dringend nötig wäre. Gerade hatte ich mich nun entschlossen, Matratzen zu kaufen, hat Beatrice mich informiert, dass die amerikanische Botschaft, neue Betten, Matratzen und Schränke sponsert. So konnte ich das vorhandene Geld erstmal für ausstehende Gehälter geben, die schon seit Mai überfällig sind..
Die Jungs bekommen jetzt auch endlich eine neue Bleibe, der große Raum, der früher für Gottesdienste  und Feiern genutzt wurde, ist jetzt frisch gestrichen und mit den neuen Schränken abgeteilt, sie haben neue Betten und Matratzen bekommen und können endlich aus ihren schrecklichen Löchern ausziehen !
Auch aus dem Kuhstall gibt es positives zu berichten. Nicht nur, daß wir jetzt mehr Milch haben, unsere Kuh "Pssion" ist trächtig. Unser "Max" ist ja noch recht jung, aber hat seine Arbeit schon gut gemacht. Nach unserem ersten Kuhkalb "Monika" vom März diesen Jahres, wird es im August 2016 ein weiteres Kalb geben !
So gibt es nun doch auch vieles positive zu berichten, was mich optimistisch macht um mich weiterhin zu engagieren Und so hoffe ich auch auf weitere Unterstützung aller Freunde und Spender.

Angst
Was mich sehr beunruhigt sind die Nachrichten über die Terroranschläge in Paris. Die radikalen Islamisten werden wohl keine Ruhe geben, die westliche Welt mit Terroranschlägen zu bekriegen und die Menschen in Angst und Schrecken zu versetzen. Wo so vieles in der Welt falsch und ungerecht verläuft, wird es sicher auch nicht aufhören. Es macht mir Angst !!!
Heimweh
In einem Monat komme ich schon wieder nach Hause. Nachdem ich letztes Jahr um die Weihnachtszeit doch ziemlich unter Heimweh gelitten habe, freue ich mich nun sehr diese Zeit zu Hause mit meiner Familie und Freunden zu verbringen. Ende Januar werde ich wieder hier sein, in Begleitung einer Freundin die mein Engagement hier vor Ort unterstützen wird.
Es berührt mich sehr, daß so viele Freunde und Unterstützer   mit Spenden und Engagement helfen, weitere Hilfe zu leisten, wofür ich mich wieder mal ganz, ganz herzlich bedanken möchte!!! Die Dankbarkeit hier ist riesengroß für alles was wir tun  
Nun wünsche ich allen eine schöne und besinnliche Adventszeit !
Mit herzlichen Grüßen aus Kamerun
Eure   H a n n e